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Dark Pattern – Design-Tricks für mehr Leads und Umsatz

20.12.2019 | Max Juergensmeyer | Online Marketing

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Ein Dark Pattern ist eine Design-Art im Internet, die sorgfältig gestaltet wurde, um Nutzer dazu zu bringen, Dinge zu tun ohne es eigentlich zu wollen, z.B. eine zusätzliche Versicherung beim Kauf abzuschließen oder sich für wiederkehrende Prozesse anzumelden. Diese Irreführung basiert meistens auf gelernten Verhaltensmustern von Nutzern. Zum Beispiel bringen Uns Nutzer auf Webseiten, große auffällige Buttons oder hervorgehobene Seitenelemente, fast immer zum nächsten Schritt in einem Prozess. Wahrscheinlich bist Du auch schon auf viele Arten von Dark Pattern reingefallen ohne es bemerkt zu haben.

Unternehmen nutzen diese Methodik um Ihren Umsatz zu steigern oder die Kontaktdaten der Nutzer zu erhalten. Dabei gilt es für ein Unternehmen vorsichtig mit dieser Thematik umzugehen, da mit Dark Pattern zwar kurzfristig ein Erfolg eingefahren werden kann, jedoch langfristig oftmals die eigenen Kunden oder Kontakte vergrault werden.

Insgesamt kann man zwischen 12 unterschiedlichen Typen von Dark Pattern unterscheiden.

 

1. Bait and Switch

Vielleicht kannst Du Dich an das Jahr 2016 erinnern, als Microsoft versuchte alle Nutzer dazu zu bewegen auf Windows 10 zu aktualisieren. Hier nutze das Unternehmen die Methodik „Bait and Switch“, die versucht Nutzer eine Aktion auszuführen zu lassen, jedoch eine andere – nicht zu erwartende Aktion – letzten Endes ausgeführt wird. Durch ein Pop-Up wurde das Update auf Windows 10 angeteasert. Microsoft entschied sich in diesem Update-Zyklus das bekannte „X“ zum Schließen eines Fensters zu missbrauchen und beim Klicken des „X“ sich die Bestätigung für das Update einzuholen.

 

2. Disguised Ads

Bei „Disguised Ads“ wird Werbung als Inhalt der Seite oder der Navigationsführung ausgegeben, um den Nutzer dazu zu bringen auf diese zu klicken. Hierfür werden große oftmals blinkende Buttons verwendet. Fast jeder von uns hat schon einmal in einer Suchmaschine nach einer App zum kostenlosen Download gesucht und ist in diesem Zuge auf softonic.com gelandet. Anstelle der gewünschten App hast wahrscheinlich auch Du unzählige andere Apps, jedoch nicht die Gewünschte heruntergeladen. Ein klassischer Fall für „Disguised Ads“

 

3. Forced Continuity

„Forced Continuity“, ist wenn sich eine zeitliche begrenzte Testversion oder Abonnement – für das der Nutzer seine Zahlungsdaten eingeben musste – automatisch verlängert. Im Fall von „Forced Continuity“ erhält der Nutzer keine Erinnerung über den Ablauf der Testversion, sodass sich das Abonnement automatisch verlängert oder kein einfacher Weg aufgezeigt wird das Abo zu kündigen. Vor allem bei 1 Jahres Testversionen wird diese Methodik eingesetzt.

Vielleicht hast auch Du Dich schon einmal gefragt warum Amazon Dein Konto belastet hat.

 

4. Friend Spam

Bei Friend Spam wird der Nutzer unter einem Vorwand nach seinen Zugangsdaten für seinen E-Mail- Account oder ein soziales Netzwerk gefragt. Die Plattform, welche die Zugangsdaten erhält, bekommt dadurch die Möglichkeit, Spam im Namen des Nutzer an alle seine übertragenen Kontakte zu senden. Ein populäres Beispiel dafür war LinkedIn im Jahr 2015, das zu einer millionenschweren Klage führte. LinkedIn ermutigte Dich damals bei der Anmeldung Zugang zu Deinem E-Mail-Konto zu gewähren. Dies geschah unter der Prämisse, dass Sie ein starkes Karriere-Netzwerk aufbauen möchten. Du als neuer Nutzer, der versucht neue Kontakte zu knüpfen oder sich mit Bestehenden auszutauschen, klingt eine starke Karriereseite natürlich verlockend. In Wirklichkeit nutze LinkedIn dies schamlos aus und versendete an jede einzelne Person Deiner E-Mail-Kontakte eine Nachricht – und das nicht nur einmal.

 

5. Hidden Costs

„Hidden Costs“ sind Kosten, die erst im letzten Schritt der Bestellung angezeigt werden. Hierzu gehören zum Beispiel Lieferkosten, Steuern und auch Bearbeitungsgebühren. Fast jeder Online Shop wirbt mit schnellen Lieferzeiten und gratis Versand*. Dieses * weist den Nutzer ganz unten auf der Seite oder einer ganz anderen darauf hin, dass eine kostenlose Lieferung erst ab einem gewissen Betrag möglich ist. Oft ist der Ärger groß, wenn am Ende des Bestellprozesses dieser Betrag nicht erreicht wurde und die Versandkosten auf den Artikel aufgeschlagen werden.

 

6. Misdirection

Bei einer „Misdirection“ wird die Aufmerksamkeit des Nutzers von einem Inhalt auf einen anderen gelenkt. Vielleicht hast auch Du bei Deiner letzten Flugbuchung einen Sitzplatz reserviert und für diese Reservierung auch Geld bezahlt. Fluggesellschaften richten oftmals Ihre Webseite so aus, dass es für den Nutzer so aussieht als ob eine Sitzplatzreservierung Geld kosten würde. In Wirklichkeit lässt sich dieser Schritt einfach überspringen und man kann nach erfolgreicher Buchung sich umsonst den gewünschten Platz sichern.

 

7. Price Comparison Prevention

Bei einer Price Comparison Prevention wird der Preis eines Produktes versteckt, um einen aktiven Preisvergleich von Produkten zu verhindern. Nicht nur in der Online Welt wird diese Methodik eingesetzt. Vielleicht ist es auch Dir schon einmal beim Äpfel kaufen aufgefallen. Bei der einen Sorte wird der Preis in Kilogramm bei einer Arten Sorte nach Stück ausgewiesen. Dem Käufer ist somit nicht auf den ersten Blick möglich das günstigere Produkt zu identifizieren.

 

8. Privacy Zuckering

Benannt nach keinem Geringeren als dem König der Daten selbst, Mark Zuckerberg, wird dieses Dark Pattern in fast jeder Ecke des Internets verwendet. Auch Du wirst auf Webseiten verleitet, mehr Informationen über Dich selbst öffentlich zu teilen, als Du wirklich beabsichtigt hast. Üblicherweise – getarnt im Kleingedruckten der Allgemeinen Geschäftsbedingungen – gibst Du dem Unternehmen das Recht, Deine persönlichen Daten an Drittfirmen zu verkaufen. Darunter müssen sich nicht nur Alter und Deine E-Mail-Adresse befinden, sondern können auch sexuelle Vorlieben oder auch Deine körperliche Gesundheit übertragen werden. Sei vorsichtig, welche Daten Du an wen überträgst.

 

9. Roach Motel

„Roach Motel“ ist ein Dark Pattern, die den Nutzer dazu bringen, einfach in eine bestimmte Situation zu kommen, es dem Nutzer aber schwer macht, aus dieser Situation wieder herauszukommen, falls diese von ihm nicht gewünscht ist. Wie bei Abonnements üblich, ist es einfach sich für etwas anzumelden und daraufhin frustrierend schwierig, dieses wieder zu kündigen. Falls Du Dich einmal gegen Dein Spotify Abonnement entscheiden solltest, musst Du „nur“ 4 Mal auf „Cancel“ drücken, um Dein Abonnement zu beenden. Auch Amazon nutzt „Roach Motel“ für die Löschung des eigenen Amazon-Accounts. Hast Du schonmal versucht Deinen Amazon Account zu löschen? Dann mache Dich mal auf die Suche. Tipp: Es ist viel schwieriger als Du denkst.

 

10. Sneak into Basket

Bei Sneak into Basket versucht der Nutzer ein bestimmtes Produkt zu kaufen. Jedoch legt der Shop weitere Produkte in den Warenkorb, meist aufgrund einer nicht abgewählten Opt-Out Möglichkeit oder Checkbox. Vor allem der Domain-Hosting-Service GoDaddy nutzt diese Methodik in Hülle und Fülle. Du befindest Dich auf der Suche nach einer neuen Domain und wirst für 1 Euro im ersten Jahr fündig. Im Warenkorb wirst Du stutzig warum Du auf einmal mehr bezahlen sollst. Denn GoDaddy ist der Meinung, dass Du die Domain gleich für 2 Jahre kaufen möchtest und zusätzlich auch noch ein Datenschutz-Paket benötigst.

 

11. Trick Questions

„Trick Questions“ können dazu eingesetzt werden, den Nutzer dazu zu bringen, eine Frage auf eine Weise zu beantworten, die der Nutzer bei genauem Lesen anders beantworten würde. Dieses Muster basiert darauf, dass Nutzer den Text nicht genau lesen, sondern nur „scannen“. Diese Methodik wird gerne für die Anmeldung zum Newslettern beim Kaufabschluss genutzt. Die erste Frage mit Checkbox fragt nach dem Datenschutzeinverständnis, die zweite Frage zielt auf die Newsletter-Anmeldung ab. Aus Gewohnheit wirst Du wahrscheinlich alle beiden Checkboxen anhaken.

 

12. Confirm Shaming

Unter „Confirm Shaming“ versteht man den Akt der Schuldzuweisung an den Nutzer, sich für etwas zu entscheiden. Einfach ausgedrückt: Die Ablehnung ist so formuliert, dass der Nutzer sich schämen muss, sich an die Regeln zu halten. Das häufigste Beispiel hierfür ist, wenn eine Webseite Dich dazu bringen will in einen E-Mail-Verteiler einzutragen. Dubiose Finanzdienstleister nutzen hierfür ein gezieltes Wording. Entweder Du entscheidest Dich für „Ja, ich bin dabei!“ oder „Nein, ich liebe es, arm zu sein!“.

 

Fazit

Jedes Unternehmen muss sich bei der Gestaltung von Webseiten und Prozessen im Klaren sein, dass Dark Pattern bei der Generierung von Leads oder Umsatz enorm helfen können. Jedoch kann auch Gefahr gelaufen werden, Kunden zu verärgern oder Geldbusen zu kassieren.

Des Weiteren empfehle ich diesen Artikel jedem, der sich nicht mit der Raffinesse eines Digital Marketers oder ITlers durch das Internet bewegt, um misslichen Handlungen und Aktionen aus dem Weg zu gehen.

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Über den Autor
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Max Juergensmeyer

Digital Marketing Manager

Max war bis Januar 2020 Digital Marketing Manager bei eMinded und lebt täglich seine Begeisterung für das Online Marketing. In seiner Freizeit genießt Max die Unendlichkeit des Universums & lässt sich beim Kochen von der Endlichkeit der Welt inspirieren.

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